Was ist AD(H)S?
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Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (AD(H)S) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, Impulsivität und der Selbstregulation äußert. Bei einigen Menschen tritt zusätzlich starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität) auf. Das diese Unruhe nicht immer Teil der Symptomatik ist, wird auf dieser homepage mit AD(H)S = H in (Klammern) versinnbildlicht. Heute wird AD(H)S zunehmend als komplexe Entwicklungsverzögerung des Selbstregulations-Systems im Gehirn verstanden.
Wie häufig ist AD(H)S?
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AD(H)S ist die häufigste psychiatrische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen. AD(H)S kommt häufiger beim männlichen Geschlecht vor und tritt bei 5,9% der Jugendlichen und 2,5% der Erwachsenen auf. Im Erwachsenenalter zeigen mindestens ein Drittel der Fälle immer noch eine beeinträchtigende AD(H)S-Symptomatik.
Die AD(H)S Diagnose wurde über Jahrzehnte in Frage gestellt und stigmatisiert, was dazu geführt hat, dass viele Betroffene (insbesondere Mädchen/Frauen) nicht diagnostiziert worden sind. Das führt dazu, dass bei vielen Betroffene die Störung erst später, oft in der Adoleszenz oder als Erwachsene diagnostiziert wird.
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Welche Besonderheiten zeigen sich in Untersuchungen des Gehirns bei AD(H)S?
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Untersuchungen des Gehirns von AD(H)S-Patient*innen zeigen einige Unterschiede zu Vergleichsgruppen. Das Gehirn kann auf verschiedene Arten untersucht werden. Dazu gehören einerseits testpsychologische und andererseits technische/bildgebende Untersuchungen.
In psychologischen Tests können Menschen mit AD(H)S Schwierigkeiten bei der Konzentration, der Aufmerksamkeit, dem Arbeitsgedächtnis und bei der Problemlösung haben. Auch impulsives Verhalten und Schwierigkeiten beim Umgang mit Belohnungen wurden festgestellt.
Bei den bildgebenden Verfahren haben Studien gezeigt, dass Menschen mit AD(H)S im Vergleich zu denen ohne AD(H)S einige Unterschiede in den Hirnstrukturen aufweisen. Es gibt leichte Reduzierungen der Hirnmasse in bestimmten Bereichen, insbesondere in den Basalganglien und der Insula. Unterschiede wurden auch im Hippocampus festgestellt, der für das Gedächtnis wichtig ist. Es scheint auch Probleme mit den Verbindungen zwischen den Hemisphären des Gehirns zu geben.
Auch wenn Unterschiede bei Menschen mit und ohne AD(H)S festgestellt wurden, sind sie in der Regel nicht spezifisch für AD(H)S und können auch bei anderen psychischen Störungen auftreten. Es ist wichtig zu beachten, dass Unterschiede meistens klein sind und nicht zur Diagnose von AD(H)S verwendet werden können.
Was sind Risikofaktoren für das Vorliegen von AD(H)S?
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AD(H)S Diagnose: Wie zeigt sich AD(H)S?
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Bei AD(H)S stehen Probleme mit der Aufmerksamkeit, Selbstregulation und Impulsivität im Vordergrund. Betroffene können Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit auf längere Zeit auf eine bestimmte Aufgabe zu richten, sind leicht ablenkbar und machen häufig Fehler bei der Erledigung von schulischen oder beruflichen Aufgaben. Darüber hinaus können sie eine ausgeprägte Unruhe zeigen, sich schwer tun, ruhig zu sitzen, und neigen dazu, impulsiv und unüberlegt zu handeln. Die einzelnen AD(H)S-Symptome sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Sie allein stellen noch keine Anzeichen einer Krankheit dar. Für eine eindeutige Diagnose ist es entscheidend, ob die Symptome die Funktionsfähigkeit, Lebensqualität oder Teilhabe im Alltag beeinträchtigen. Es kommt darauf an, ob die Symptome eine Einschränkung in mehreren Lebensbereichen verursachen, da dies ein wichtiger Hinweis auf AD(H)S sein kann. Zudem wird erwartet, dass Anzeichen von AD(H)S bereits vor dem 12. Lebensjahr erkennbar sind, üblicherweise in der frühen bis mittleren Kindheit.
Die Symptome beeinflussen das alltägliche Leben der Betroffenen, ihre schulischen oder beruflichen Leistungen sowie ihre sozialen Beziehungen. Die Schwere der Symptome kann je nach Alter und individuellen Umständen variieren.
Welche negative Auswirkungen insbesondere von undiagnostizierter und unbehandelter AD(H)S gibt es?
Die verschiedenen Symptome von AD(H)S können verschiedenste negative Auswirkungen haben:
- Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit: Unaufmerksamkeit kann zu Problemen in der Schule, bei der Arbeit und im täglichen Leben führen, da es schwierig ist, sich auf Aufgaben und Aktivitäten zu konzentrieren.
- Hyperaktivität und Impulsivität: Übermäßige motorische Aktivität und impulsives Verhalten können zu sozialen Schwierigkeiten, Problemen in zwischenmenschlichen Beziehungen und Unfällen führen.
- Beeinträchtigung in der schulischen und beruflichen Leistung: AD(H)S kann die schulische und berufliche Leistung beeinträchtigen, da es schwierig ist, Aufgaben abzuschließen und den Anforderungen gerecht zu werden.
- Risikoverhalten: AD(H)S kann zu riskantem Verhalten führen, wie Drogenkonsum oder rücksichtslosem Fahren.
- Verletzungsgefahr: Aufgrund der motorischen Unruhe und Impulsivität besteht ein erhöhtes Risiko für Unfälle und Verletzungen.
- Emotionale und psychische Probleme: Bis zu 80 % der Betroffenen leiden an einer oder mehreren weiteren psychischen Erkrankungen. Psychische Erkrankungen und emotionale Probleme können hierbei „gemeinsam“ gehäuft auftreten oder aber auch durch AD(H)S verursacht oder verstärkt werden.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Auswirkungen von AD(H)S bei jedem Einzelnen unterschiedlich sein können und von vielen Faktoren abhängen, einschließlich der Schwere der Störung und der Unterstützung, die die Person erhält. Eine frühzeitige Diagnose und angemessene Behandlung können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen von AD(H)S zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Wie kann man AD(H)S behandeln?
medikamentöse Therapie
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Folgende AD(H)S Medikamente sind in Deutschland für Erwachsene zugelassen:
- Methylphenidat-haltige Präparate (Medikinet adult und Ritalin adult)
- Atomoxetin (Strattera)
- Lisdexamfetamin (Elvanse Adult)
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit der Medikamente können individuell variieren, da jede*r Patient*in unterschiedlich auf die Behandlung anspricht. Wenn eine ausreichende Symptomverbesserung nicht erreicht wird, können eine Dosissteigerung, der Wechsel auf ein anderes Medikament oder die Verstärkung mit einem zweiten Wirkstoff erwogen werden. Obwohl eine geeignete medikamentöse Therapie eingesetzt wird, können viele Patient*innen trotzdem in ihrer Lebensführung vor Herausforderungen stehen.
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Wenn neben AD(H)S auch andere Diagnosen vorliegen, können bestimmte medikamentöse Behandlungen, auch die AD(H)S Symptome lindern. Ein Beispiel dafür sind Antidepressiva, die auch den Stoffwechsel des Botenstoffs Dopamin beeinflussen.
nicht-medikamentöse Therapie/Psychosoziale Interventionen
Bei Erwachsenen mit AD(H)S sollen psychosoziale Interventionen dazu dienen, die Akzeptanz der Störung zu erhöhen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und die Alltagsfunktionen zu verbessern. Ziel ist es, die AD(H)S-Symptome und häufig koexistierende Symptome wie Depression, Angst oder Selbstwertprobleme zu reduzieren. Dazu gehören:
Zu diesen gehören:
Was hilft noch?
Ernährung und Sport:
Selbsthilfegruppen
Achtsamkeitstraining
Entspannungsverfahren
Entspannungsverfahren können eine Ergänzung in der Behandlung von AD(H)S. Menschen mit AD(H)S können oft unter erhöhtem Stress, innerer Unruhe und impulsivem Verhalten leiden. Durch gezielte Entspannungsübungen können sie lernen, sich zu beruhigen, ihre Gedanken zu zentrieren und ihre Emotionen besser zu regulieren und allgemein das Wohlbefinden steigern: Dazu gehören unter anderem verschiedene Atemtechniken, Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga und Tai-Chi.
Gibt es auch positive Seiten an AD(H)S?
Dennoch gibt es auch positive Aspekte von AD(H)S, die oft übersehen werden:
- Kreativität: Menschen mit AD(H)S zeigen oft eine lebhafte Fantasie und Kreativität. Sie haben oft aussergewöhnliche Denkansätze, sind ideenreich und können innovative Lösungsansätze entwickeln.
- Energie und Begeisterung: AD(H)S-Betroffene haben oft eine hohe Energie und Begeisterung für Dinge, die sie interessieren. Dies kann sie zu leidenschaftlichen und engagierten Individuen machen.
- Spontanität: Die Impulsivität von Menschen mit AD(H)S kann dazu führen, dass sie spontan und flexibel auf neue Situationen reagieren. Dies kann in manchen Situationen von Vorteil sein.
- Schnelle Auffassungsgabe: Menschen mit AD(H)S können in der Lage sein, schnell Informationen zu verarbeiten und sich auf neue Reize und Stimuli einzustellen.
- Multitasking-Fähigkeit: Obwohl Konzentrationsschwierigkeiten eine Herausforderung darstellen können, können AD(H)S-Betroffene oft gut multitaskingfähig sein und mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen.
- Emotionalität: Menschen mit AD(H)S zeigen manchmal eine starke emotionale Resonanz, sie können schnell mitfühlen und Empathie zeigen.
- Abenteuerlust: AD(H)S-Betroffene suchen oft nach neuen Reizen und Herausforderungen. Dies kann sie zu mutigen Entdecker*innen und Abenteurer*innen machen.
- Fokussierte Interessen: Wenn ein Thema oder eine Aktivität das Interesse eines Menschen mit AD(H)S weckt, können sie sich intensiv darauf konzentrieren und Expertenwissen erlangen.
Dieses ist nur ein Ausschnitt möglich positiver Auswirkungen von AD(H)S. Eine ganzheitliche Unterstützung, die auf die individuellen Bedürfnisse und Stärken einer Person mit AD(H)S eingeht, kann dazu beitragen, die positiven Seiten zu fördern und die negativen Auswirkungen zu reduzieren.
Wo kann ich noch mehr erfahren?
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Quellenangaben:
Die AWMF ist das Netzwerk der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland S3- Leitlinien ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Info: seit <5 Jahren nicht aktualisiert, Leitlinie wird zur Zeit überarbeitet. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/028-045
aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.html
Das zentrale adhs-netz ist ein bundesweites Netzwerk zur Verbesserung der Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS).
https://www.zentrales-AD(H)S-netz.de
https://www.adhs.info
https://www.cdc.gov/ncbddd/adhd/diagnosis.html
Fachartikel
Springer Nature – Gründe für die Behandlung der ADHS mit Arzneimitteln
Autor: Dr. Ulrich Kohns, Erscheinungsjahr: 2020, Journal: neue AKZENTE Nr. 116 2/2020
Autor: A. Neuy-Lobkowicz, Erscheinungsjahr: 2023, Journal: neuro aktuell 28.03.2023
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